Es soll an dieser Stelle auf zwei grundsätzliche Methoden eingegangen werden.
Hier wird die Haut über dem Samenleiter mit einem kleinen Schnitt von etwa 0,5 cm - 1 cm eröffnet. Es folgt die Freilegung des Samenleiters, die Durchtrennung des Samenleiters und die Entnahme eines etwa 1 cm - 3 cm langen Samenleiterstücks. Die beiden Enden werden elektrisch verödet und vernäht. Im Ergebnis ist somit bei diesem Samenleiter der Transportweg der Spermien unterbrochen. Zum Abschluss werden die jeweiligen Enden in verschiedenen Gewebeschichten des Hodensackes eingelassen und mit resorbierbarem Faden wird die Haut verschlossen. Der gleiche Vorgang wird dann auf der anderen Seite durchgeführt. Pro Seite dauert der Eingriff ca. 15 Minuten, insgesamt also 30 Minuten.
Bei diesem aus den USA stammenden Verfahren handelt es sich um eine Vasektomie, bei der es zu keinem direkten Hautschnitt kommt und demzufolge auch kein Skalpell benutzt wird.
Bei der „Non-scalpel“ Vasektomie wird die Hodensackhaut (Skrotalhaut) an einer Stelle in der Mitte punktiert. An diese Stelle wird die Haut mit einer Klemme aufgespreizt. Mit einer speziellen Halteklemme wird der Samenleiter erfasst und zu der Öffnung hin extrahiert. Die Haut muss nicht zwingend genäht werden jedoch adaptieren wir die Wundränder mit einem selbstauflösenden Faden für ein besseres kosmetisches Ergebnis. Der Eingriff dauert ca. 20 Minuten. Am Ende der OP wird ein steriler Verband aufgetragen. Die Operation ist schmerzfrei.
In unserer Praxis führen unsere Spezialisten nur die neue Technik der „Non-scalpel“-Vasektomie durch.
Unabhängig von der angewandten Methode gilt die Durchführung einer Vasektomie als risiko- und komplikationsarm. Dennoch kann es wie bei jedem Eingriff zu Komplikationen kommen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist. Daher sollte die Vasektomie von einem erfahrenen Urologen durchgeführt werden, der auch eine entsprechende Fallzahl vorweisen kann. Es bestehen u.a. folgende Risiken:
_ Bluterguss
_ Schwellung des Hodensacks
_ Verwachsungen
_ Wundheilungsstörung / Wundinfektion
_ Nachblutungen
_ Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom
Das Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom wird auch als Post-Vasectomy-Pain-Syndrom bezeichnet. Darunter versteht man langanhaltende und chronische Schmerzen im Bereich des OP-Gebietes (lokale Schmerzen). Ursachen dafür sind nicht eindeutig beschrieben, evtl. können eine Nervenreizung, erhöhter Druck im Nebenhoden und/oder eine Entzündung des Nebenhodens dafür verantwortlich sein. Bezüglich der Häufigkeit eines Post-Vasektomie-Schmerzsyndroms gibt es unterschiedliche Aussagen. In deutschen Medien ist die Rede von 1 bis 5 Prozent, in angloamerikanischen Medien spricht man von 2 bis 8 Prozent.
Generell sind die Komplikationsraten bei der Vasektomie niedrig. In 0,4% der durchgeführten Vasektomien kann es auch zu einer Wiedervereinigung der Samenleiter kommen.
Im Zuge einer in 2014 veröffentlichten Studie („Health Professionals Follow-up Studie“) von der Harvard School of Public Health (Boston) wurde der Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Prostatakrebs und der Vasektomie untersucht. In einem Zeitintervall von 24 Jahren (1986 bis 2010) nahmen an dieser Studie 49.405 amerikanische Männer teil. Von diesen erkrankten insgesamt 6.023 der Männer an Prostatakrebs. Jeder vierte Teilnehmer hatte sich einer Sterilisations-Operation unterzogen. Das Gesamtrisiko vasektomierter Männer, an einem Prostatakarzinom zu erkranken, liegt lt. der Studie bei 1,6 % und ist damit 10 % höher als bei zeugungsfähigen Männern. Der Anteil einer leichten Form des Prostatakarzinoms ist bei beiden Gruppen ähnlich niedrig. Bei der aggressiven Form konnte unter den sterilisierten Männern ein um 22 % erhöhtes Risiko festgestellt werden. Es konnte demnach festgestellt werden, dass die Gefahr für den einzelnen Mann tendenziell gering ist und daher wahrscheinlich kein Grund besteht, bei eigentlichem Interesse an einer Sterilisation davon abzusehen. Unklar war, ob tatsächlich alle Faktoren bei der Studie mitberücksichtigt wurden und es nicht zu einer Verzerrung kam.
Wichtig ist, dass dieses Thema Inhalt des Aufklärungsgespräches beim Urologen ist, so dass evtl. bestehende Ängste des Patienten ausgeräumt werden können. Denn seit der Veröffentlichung der Studie wird verständlicherweise von verunsicherten Patienten immer öfter auch die Frage an den Urologen gestellt, ob bei Männern nach einer Vasektomie tatsächlich das Risiko, an Prostatakarzinom / Prostatakrebs zu erkranken, höher ist.
Die damalige Studie wurde weltweit stark diskutiert, da diese in Expertenkreisen umstritten war. Ein wichtiger Grund dafür war, dass die Autoren der Studie vor allem die Mechanismen, welche nach der Vasektomie die Entstehung des Prostatakrebses verursachen sollten, nicht plausibel begründen konnten.
Eine systematische Übersichtsarbeit sowie zwei Metaanalysen (erfüllen höchste wissenschaftliche Qualitätskriterien) kamen nun zum Ergebnis, dass es keine Gründe dafür gibt, nach der Vasektomie ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko zu haben. Die Arbeiten und Ergebnisse wurden veröffentlicht (März 2016). Es wurden dafür Daten von ca. 1,5 Millionen Männern gesammelt und ausgewertet.
Somit kann abschließend und basierend auf neuesten, evidenzbasierten Daten festgestellt werden, dass die Vasektomie zum einen eine sehr sichere Verhütungsmethode darstellt, zum anderen kein erhöhtes Prostatakrebsrisiko durch den Vasektomie-Eingriff besteht.